Schon bereits Jahre vor meinem Abitur hatte ich mir ausgemalt, irgendwann zwischen Schule und Uni einen Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren und eine Fremdsprache zu vertiefen, sei es Englisch oder Spanisch. Über einige Umwege bin ich über das Internet auf die Website von Jamso Trainee gestoßen, welche mich sofort angesprochen hat. Costa Rica gilt als die „Schweiz Lateinamerikas“ und bot eine überwältigende Biodiversität an, die für mich als Deutscher völlig neu war. Da ich aber auch nicht zu lange an einen anderen Ort und mich nebenbei auch nicht um Aufenthaltsvisa etc. kümmern wollte, buchte ich sofort knappe drei Monate in einem Nationalpark an der Pazifikküste Costa Ricas. Ein Sprachkurs vorab war glücklicherweise nicht nötig, da ich bereits drei Jahre Spanischunterricht in der Schule hatte und so ein gewisses Sprachverständnis mitbrachte (was ich auch vor Ort bitter benötigte!).
Meine Reise begann Anfang September und ich war selbstredend aufgeregt; einerseits, da ich das erste Mal derart lange von Zuhause entfernt war, andererseits aber auch, da ich noch nie so lange geflogen war. Diese komplett ungewohnte Situation wurde mir direkt nach dem Sicherheitscheck am Flughafen bewusst, es verlief aber- bis auf einen zwei Stunden verspäteten Flieger in Paris- alles glatt und zusammen mit einer anderen Deutschen, die auch mit Jamso Trainee reiste, kam ich am Flughafen San Josés an. Dort wurden wir von dem wirklich freundlichen Fahrer, den wir über Jamso Trainee „gebucht“ hatten, abgeholt und übernachteten auch bei ihm. Direkt am nächsten Morgen ging es dann für mich weiter zu einer Bushaltestelle und nach ca. sechs Stunden Fahrt und einem kurzen Zwischenstopp kam ich auch schon in der Unterkunft an, wo ich herzlich von der Betreuerin begrüßt wurde.
Sie sprach als eine der Einzigen vor Ort Englisch, ziemlich schnell wurde also klar, dass ich mich hier also aufs Spanische einstellen musste. Sie führte mich in der Unterkunft herum, die ich schlimmer erwartet hatte (wir wurden vorab vor Wellblechhäusern, Kakerlaken und Stromausfällen gewarnt). Umgeben von grünen Bäumen war die Unterkunft offen gestaltet, wirkte aber sehr gemütlich. Dusche, Toilette und Waschbecken waren voneinander getrennt und genügten ihrem Zweck. Zu dem Zeitpunkt, als ich ankam, war ich der einzige Freiwillige und hatte somit das gesamte Zimmer, in dem sieben Personen hätten Platz finden können, für mich. Hier und dort bekam ich ein wenig Gesellschaft von Krebsen oder Gekkos, schnell aber gewöhnte ich mich an das „pure Leben“ und lernte auch neue mal neue Sachen auszuprobieren und auch mehr Selbstständigkeit an den Tag zu legen.
Schnell freundete ich mich auch mit den wöchentlich wechselnden Funktionären im Park an und konnte von dort an auch täglich mein Spanisch üben. Mich beeindruckte es, wie die Ticos hier aus allem das Beste herauszuholen versuchten, so z.B. auch vieles wieder-oder neu verwendeten.
Nach dem stets frisch gekochten Frühstück ging es täglich gewohnheitsgemäß an die Arbeit, die sich aus verschiedenen und über den Tag verteilten Aufgaben zusammensetzte. An die Zeiten musste ich mich zunächst gewöhnen, da manche Aufgaben auch bereits um 5:00 begannen oder erst um 1:00 endeten. Dies waren zumeist Patrouillen am Strand, bei denen wir die Aktivitäten kontrollierten oder nach Schildkröten Ausschau hielten. Auch die meisten anderen Aufgaben waren mit dem Strand verbunden. So sammelte ich kiloweise Müll und Holz, entnahm Sandproben, filterte Mikroplastik aus diesen (was eine Heidenarbeit darstellte), pflanzte Bäume und beschriftete diese mit Hilfe von gesammelten Holzschildern, erhob Besucherdaten und half an der örtlichen Grundschule aus, um nur einige der Aufgaben an dieser Stelle zu nennen.
Diese Aufgaben erledigte ich in den ersten sechs Wochen zusammen mit meiner Betreuerin, vereinzelt auch mit den Funktionären. Hin und wieder verirrten sich auch vereinzelt Freiwillige in den Park, die dann aber meistens nur über eine oder zwei Nächte zu Gast blieben. So hatte ich die Möglichkeit, mir die Umgebung und das Leben in Costa Rica in Ruhe anzugucken und kennenzulernen. Ich gewöhnte mich an die Zeitverschiebung, das harte Bett und tropische Klima und an die täglich mindestens einmal servierten Reis mit Bohnen, das berüchtigte „Gallo Pinto“. Ich verbrachte viel Zeit mit dem Telefonieren mit Freunden und Familie, unternahm aber auch gleichzeitig viel mit den Funktionären im Park. So probierte ich mich durch die lokale Bierkultur, ging wandern, schaute und spielte Fußball oder begleitete sie sogar auch mal beim Fangen einer Schlange. Die Wochenende verbrachte ich stets am Strand, da das Klima entgegen meiner Erwartung hinsichtlich einer Regenzeit bei relativ stabilen 30 Grad Sonne blieb. Ich besuchte die in der Nähe gelegenden Strände und Touristenorte und deckte mich mit einzigartigen Souvenirs ein.
Als dann in der siebten Woche meines Aufenthalts zwei weitere Freiwillige an dem Standort ankamen, war dies eine willkommene Abwechslung; wenig später kam sogar noch die vorläufig letzte an und gemeinsam unternahmen und lachten wir viel, schauten Filme und besuchten weitere Orte. An der Sprachbarriere scheiterte es nicht, die ersten beiden Freiwilligen stammten aus Costa Rica und ich beherrschte das Spanische mittlerweile genügend, um nahezu über alles mit ihnen sprechen zu können. Die vierte Freiwillige hingegen sprach kein Spanisch und so übersetzte ich für sie ins Deutsche. Wieder musste ich mich an eine neue Situation gewöhnen, in der ich den ganzen Tag mit anfangs fremden Personen verbrachte, was mir aber schnell gelang und ebenso schnell wurden aus den anfangs fremden Personen Freunde, an die ich mich mein Leben lang zurückerinnern werde.
Insgesamt war es also in jeglichem Sinne eine bereichernde Erfahrung. Sei es in der Eigenständigkeit, meines Sprachniveau, meinem Kulturverständnis oder dem Gefühl, einen positiven Beitrag zu leisten. Am Ende meiner Zeit steht nun an die eine Tonne Müll, unzählige bemalte Schilder und gepflanzte Bäume auf meinem Konto. Jede Hilfe vor Ort war wertvoll, besonders wenn man mit eigenen Augen gesehen hat, wie viel Massen an Müll dort täglich angespült und wie viel Natur zerstört wird. Definitiv war es eine einmalige Zeit, die ich sehr vermissen werde. Freuen tue ich mich aber trotzdem, nach Hause zurückzukehren. In diesem Sinne kann ich dieses Projekt jedem ans Herz legen, der auch an der Sprache, Kultur und Natur dieses Landes interessiert ist- Pura Vida!