Meine Zeit in Thailand werde ich wohl auch noch in ferner Zukunft als eine der besten in meinem Leben betrachten.
Jedem, der gedenkt, auch einen Freiwilligendienst – insbesondere in Thailand – zu machen, sich dennoch unsicher ist, kann ich nur ans Herz legen den Mut zusammenzunehmen und sich für einen solchen einzutragen. Das erste Mal raus aus Europa, ein sehr beängstigendes, aber doch auch beflügelndes Gefühl. Meine fünf Monate auf der anderen Seite der Welt begannen mit einem kleinen Schock am internationalen Flughafen in Bangkok, als es an der Zeit war meine, bereits im Voraus organisierte, Fahrerin zu finden. Doch mit etwas Hilfe konnte ich sie finden und es ging los in Richtung Landesinnere bzw. in Richtung Osten von Thailand in eine schöne Stadt. Dies sollte für die nächsten fünf Monate mein Zuhause sein. Es ist sehr schön gelegen inmitten von Reisfeldern, direkt angrenzend an einen kleinen Fluss. Angekommen wurde ich von der Ansprechpartnerin und ihren Hausfrauen, sowie von ihren Hunden begrüßt. Allesamt sind sie sehr freundlich und zuvorkommend. Insbesondere meine Ansprechpartnerin ist eine herzensgute Frau, die vor Ort alles hervorragend organisiert und zusieht, dass alle gut versorgt sind. Jeden Tag stellte sie sicher, dass ich anständig, zeitweise auch zu viel, essen habe und mich nicht langweile. Zum Beispiel machte sie mich mit der Bibliothekarin der Stadt Bibliothek bekannt. Dort verbrachte ich einige Tage bei Stickkursen zusammen mit vielen sehr freundlichen Damen.
Zugegebenermaßen waren die ersten Tage durchaus kein Zuckerschlecken. Für jemanden, der keine Lehrerfahrung hatte, ist es doch anfangs ziemlich schwierig gewesen, Menschen etwas beizubringen ohne eine gemeinsame Sprache zu beherrschen. Jeden Tag kamen die Kinder zum Lernen und ich muss zugeben, dass es nicht allzu lange brauchte, bis wir uns sehr gut verstanden. Anders als das thailändische Schulsystem, zumindest meinen Erfahrungen nach, versuchte ich Lerninhalte spielerisch zu vermitteln, was durchaus dazu beigetragen hat, dass trotz Sprachbarriere sowohl die Kinder als auch ich Spaß daran hatten, gemeinsam zu lernen. Insbesondere, da die meisten von ihnen noch keine 12 Jahre alt waren.
Da ich in den Ferien nach Thailand kam, verstrich ein Monat, bis ich das erste Mal an eine Schule kam. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Tage an der Schule, denn zu Beginn hielten die Lehrer nicht sonderlich viel von einer 18-jährigen Freiwilligen. Dies war darauf zurückzuführen, dass man mit 18 noch nicht als so richtig erwachsen angesehen wird. Doch nach einiger Zeit schienen sie ihre Vorurteile vergessen zu haben und ich wurde nicht länger als Kind betrachtet, sondern in gewisser Weise als Gleichgestellte.
Um Weihnachten herum war sehr viel zu erledigen, da einige Schulen ein Englisch-Camp in Zusammenarbeit mit unserer Ansprechpartnerin organisiert hatten. So anstrengend diese Englisch-Camps auch waren, mit unserem Programm, aber auch einigen Missverständnissen, waren sie dennoch sehr schön und sehr gut, um neue Freundschaften zu knüpfen.
Auch lief im Januar mein, bereits verlängertes Visum aus und ich entschied mich für ein Border Hopping an der kambodschanischen Grenze. Was sich, durch die fehlerhafte Planung meines theoretischen Begleiters, als alles andere als einfach herausstellen sollte. Ein kleiner Tipp am Rande: Nehmt eigenständig jegliche Art an Papieren mit, sowie eine kleine Tasche mit allem Nötigen und versucht im Vorhinein ein Langzeit-Visum zu beantragen.
Der Januar doch sehr erfreulich, denn an meiner neuen Schule machte ich Bekanntschaft mit einer sehr lieben Lehrerin, die mich direkt unter ihre Fittiche nahm und mich öfters einlud, zusammen mit ihrer Familie Ausflüge und dergleichen zu unternehmen. Zudem war diese Schule durchaus größer, als die Vorigen, an denen ich unterrichtet hatte, abgesehen von den Englisch-Camps. Die Schule verfügte, so wie jede andere, über einen Kindergarten. Ich muss zugeben, dass die kleinen Rabauken mir doch sehr schnell ans Herz gewachsen sind. Aber nicht nur die Kindergartenkinder, sondern auch sonst habe ich alle sehr schnell liebgewonnen.
Am Kindertag veranstaltete meine derzeitige Schule ein kleines Fest mit Spielen, Essen, aber auch einer riesigen Geschenk-Lotterie . Jeder gewann etwas, manche gewannen ein Kuscheltier, andere ein Fahrrad. Selbst ich bekam ein paar Süßigkeiten und Stifte geschenkt. Natürlich wurden die Süßigkeiten von allen sofort ausgepackt und geteilt. In den folgenden Wochen unterrichtete ich noch an anderen Schulen und verbrachte Zeit mit meinen Freunden.
Als dann die letzte Woche einbrach, hieß es Abschiednehmen von allen. Alle waren so freundlich mir zu helfen, jeweils nochmal einen Tag an den Schulen zu verbringen, um mich zu verabschieden. Zum Abschied hatte ich zusammen mit einer Freundin die zu vorige Woche damit verbracht aus jeglichen Läden Süßigkeiten zu besorgen und sie auf die Schulen aufzuteilen. Das Abschiednehmen war wohl das Schlimmste an diesem ganzen Zeit. In meiner ganzen Reisezeit hatte ich rückblickend sehr Glück, was Wetter, Essen und natürlich auch Menschen angeht. Im Nachhinein bereue ich es keineswegs diese Reise gemacht zu haben.
Alles in allem habe ich Thailand als ein sehr kontrastreiches und offenes Land erlebt, mit einer eindrucksvollen Kultur und herzensguten Menschen. Zu guter Letzt kann ich Thailand, insbesondere meine Unterkunft und Ansprechpartnerin, guten Gewissens weiterempfehlen, egal für einen kürzeren Aufenthalt oder als Freiwilligendienst.
